Was Zürich toll macht für ein Erkunden mit dem E-Bike sind der Bike Park beim Sihlcity, die Altstadt beidseitig der Limmat und natürlich das Seebecken. Weniger erfreulich ist die Veloinfrastruktur – doch es besteht Hoffnung auf Besserung.
17.15 Uhr an einem schönen Montagabend im Oktober auf der Hardbrücke in Zürich-West. Vor uns stehen zwei junge Männer am Rand des Busperrons, die Kapuzen ihrer Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Sie sind in ihr Gespräch vertieft und realisieren nicht, dass sie den «Radstreifen» blockieren. Vielleicht kommen sie aus der Agglo und wissen nicht um die besondere Situation auf dieser für Velofahrende wichtigen Querung der Bahngeleise.
Egal. Denn jetzt kommt auch noch der Linienbus. Zwischen den weissen Lämpchen, die in den Asphalt versenkt sind und so quasi die imaginäre Veloinfrastruktur kennzeichnen, beginnen nun auch noch rote Lichter zu blinken. Die ÖV-Nutzerinnen und Nutzer, die bisher artig hinter den weissen Lichtern gewartet haben, strömen zur Perronkante. Die Türen des 32ers öffnen sich, Leute steigen aus – und der «Radweg» ist nullkommaplötzlich vollends blockiert. Hier zeigt sich die Möchtegern-Velostadt Zürich von ihrer schwierigen Seite. Denn hier führt der Veloweg direkt durch die Busstation.
Sanfte Annäherung
Dabei hat am Nachmittag alles so schön begonnen. Wir sind bei prächtigstem Herbstwetter der Sihl entlang von Osten in die Stadt gefahren. Etwas kühl aber sonnig klar. Das war trotz einzelner Jogger und Hündelern auf dem Schotterweg entlang der Sihl so entspannt, dass wir sogar in den Autobahnviadukten, die in der Brunau die Stadt ankündigen, eine gewisse Ästhetik erkennen konnten.
Begeistert waren wir auch vom Bike Park beim Einkaufszentrum Sihlcity. Hier trafen wir auf den 10-jährigen Carl aus Greifensee. Er verbrachte seinen ersten Herbstferientag gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder und seinen Grosseltern auf dem Pumptrack. Der begeisterte BMX-Fahrer demonstrierte uns eifrig sein Können und stimmte uns zuversichtlich für die Zukunft des Velonachwuchses. Mit dem Bike Park hat die Stadt Zürich eine Vorreiterrolle übernommen: Im Mai 2013 eröffnet, war er der erste städtische Bike Park Europas. Auf 5500 Quadratmetern lädt er zum kostenlosen Geschicklichkeitstraining auf zwei Rädern. Jeder findet hier auf drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen die passende Linie: Kleinkinder auf dem Laufrad, grössere Kids und Jugendliche, aber auch Erwachsene, ambitionierte Amateure und Profis bis hin zum 70-jährigen Senior-Plauschfahrer.
Die Route durch Zürich ist bei Komoot zu finden.
Die komplette City-Tour Zürich gibt es im Magazin easybiken zu lesen. Die Ausgabe 1•2022 lässt sich online bestellen.
Text: Andrea Freiermuth, Fotos: Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 1/2022