Wie ist es, mit einem Local Guide die Singletrails in den Bündner Bergen zu befahren – und dies erst noch mit eher wenig E-Mountainbike-Erfahrung? Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht. Es wurde ein toller Tag.
Wir lassen uns auf ein Experiment ein: E-Biken in den Bergen mit einem Guide, und dies, obwohl oder gerade, weil wir darin wenig Erfahrung haben. Ich möchte, dass mir eine geschulte Person zeigt, was ich beim Trailfahren noch zu lernen habe. Also frage ich bei Michi Wild, dem Inhaber der Bike Academy Davos an, ob wir einen Guide buchen dürften. Obwohl auch jetzt, im Spätsommer, noch immer sehr viele Anfragen eintreffen, gibt er uns schon bald Datum und Uhrzeit durch. Also fahren wir nach Davos, die mit 1’550 Meter über Meer höchstgelegene Stadt Europas.
Vor dem Bikegeschäft an der Promenade – dem Mietcenter der Bike Academy Davos – übergibt uns Mitarbeiter Franz die reservierten E-Fullys. Es sind zwei Modelle der spanischen Marke Mondraker. Franz sieht uns die leichte Anspannung wohl an, jedenfalls drückt er uns gleich noch Knie- und Ellbogenprotektoren in die Hände. Stimmt die Höhe des Sattels? Test: aufs Bike sitzen und eine Pedale nach unten. Ist das Bein gestreckt, stimmt die Höhe.
Punkt 9 Uhr trifft Dominik, unser Guide, ein und hört sich erst mal an, wie wir unser Fahrkönnen einschätzen. Nach kurzer Überlegung und angesichts des unsicheren Wetters schlägt er uns eine Route vor, die zur Clavadeleralp – in Richtung Jakobshorn – und über die Ischalp zurück in die Ebene und weiter nach Klosters führt. Von da soll es per Gondel auf die Parsenn gehen, um auf den dortigen Alpentrails zu üben.
Wir setzen uns auf die Sättel und fahren zunächst Richtung Golfplatz und steigen dann, vorbei an der Klinik Clavadel, sukzessive hoch zur Clavadeleralp. Auf dem Weg kommt uns ein breiter Mähdrescher entgegen. Ich steige vom E-Bike, um Platz zu machen. Wie nun aber am Steilhang wieder locker anfahren? Schon folgen die Anweisungen von Dominik: «Das Bike schräg zum Hang stellen. Die äussere Pedale auf der Mittelposition halten, die Sattelstütze beim Anfahren kurz auf tief stellen und den Blick auf den Trail richten.» Ohne Probleme bringt sich das Mondraker in Schwung...
Nachfrage nach Guides
Zurück in der Bike Academy, treffen wir auf Michi Wild. Der passionierte Biker und engagiertes Mitglied der Ausbildungskommission bei Swiss Cycling, beobachtet eine steigende Nachfrage nach geführten Touren mit Guides. «Weil die Freizeit der Menschen immer knapper wird, leisten sie sich öfter einmal einen Guide», sagt Michi. «Er zeigt ihnen die attraktivsten Trails, angepasst an ihr Level, sie müssen nirgends anstehen und sich um nichts kümmern. Gegen ein Mietgeld bekommen sie auch ein gut gewartetes E-Bike.» Er empfiehlt jedem, der sich auf einem E-MTB noch nicht sicher fühlt, ein-, zweimal einen Fahrtechnikkurs zu besuchen, um die Technik zu verstehen und zu beherrschen. Danach sollte man zumindest die erste anspruchsvolle Tour mit einem Guide unternehmen. Und dann sei es eine Frage der Routine. «Biken soll Spass machen.» Michi wünscht sich mehr Skills Parks im Unterland, welche die Mountainbiker auf geführte Touren in den Bergen vorbereiten. «Davos bietet Singletrails für ein hohes Fahrkönnen ab Level 2. Je höher Du gehst, desto schwieriger werden die Trails.» Für sehr geübte Fahrer empfiehlt er die Pischa-Tour und – speziell für E-MTB-Fahrer – den Epic Trail. «Der hat Spassfaktor Nr. 1.»
Das komplette Tourerlebnis mit den Tourinfos gibt es im Magazin easybiken. Die Ausgabe 2•2020 lässt sich online bestellen.
Text: Maja Fueter, Fotos: Dominik Meier
aus: easybiken, Heft Nr. 2•2020