Fahren mit den letzten Ionen

Sind 50 Kilometer und 2000 Höhenmeter mit aktuellen E-Mountainbikes und 500- beziehungsweise 600-Wattstunden-Akkus zu schaffen? Auf der Rundtour Parpan – Gredigs Fürggli – Arosa – Tschiertschen – Churer Joch – Parpan haben wir es ausprobiert und dabei viel Spass gehabt.

Michelle im Aufstieg zu Gredigs Fürggli, mit dem Heidsee im Hintergrund und den bergen Piz ­Scalottas, Piz Danis und das Stätzer Horn.
Michelle im Aufstieg zu Gredigs Fürggli, mit dem Heidsee im Hintergrund und den bergen Piz ­Scalottas, Piz Danis und das Stätzer Horn.

«Ich weiss nicht so recht, was ich davon halten soll.» Mit skeptischem Blick tigert Michelle Schierle um die beiden E-Bikes, die ich für unsere gemeinsame Tour an den Ausgangspunkt nach Parpan mitgebracht habe. Stahlblau und wolkenlos präsentiert sich der Himmel über uns – und das Ende Oktober! Die frostige Temperatur verrät das späte Datum, denn wir stehen derzeit noch im Schatten des Berges, den wir als erstes bezwingen wollen: das Parpaner Weisshorn, beziehungsweise Gredigs Fürggli. Deshalb schafft es das Thermometer nach sternenklarer Nacht morgens um halb zehn auch nur knapp über den Gefrierpunkt. Doch das wird sich im Laufe unserer Tour noch ändern.

Wir haben uns einiges vorgenommen. Von Parpan wollen wir über Gredigs Fürggli auf dem Älplisee-Trail nach Arosa. Auf dem Rückweg fahren wir über Tschiertschen und das Churer Joch. Knapp 50 Kilometer mit teilweise sehr anspruchsvollen 2000 Höhenmetern und ebenso vielen Tiefenmetern misst die grosszügige Umrundung der Parpaner und der Aroser Gipfel. Wir wollen dabei nicht nur unsere beiden neuen E-Bikes testen und herausfinden, ob die Akkus für solch anspruchsvolle Tagestouren ausreichen. Wir gehen auch der Frage nach, was 100 Wattstunden Unterschied bei der Akkukapazität in der Realität bewirkt. Das Wheeler i-Chaser LTD besitzt nämlich einen integrierten 600-Wh-Akku, während das Giant Trance E+ 500 Wh im Unterrohr verstaut hat. Beide Bikes verfügen über den Yamaha-PW-X-Zentralantrieb, massig Federweg, versenkbare Sattelstützen und robuste Reifen. Beim Giant im Plus-Format auf breiten 27,5-Zoll-Felgen, beim Wheeler sind sogar 29-Zoll-Räder mit 2,4-Zoll-Reifen verbaut. Das sollte helfen, denn wir wollen auch Spass haben beim Hoch- und Runterfahren auf den stellenweise verblockten und ausgesetzten Trails.

Nach kurzer Instruktion kurbelt Michelle mit dem Giant los, als ob es kein Morgen gibt. Ich bin noch etwas angeschlagen. Bei einem Sturz in der Vorwoche in den Bikeferien habe ich mir übel den Burstkorb geprellt. Das schmerzt bei jedem Atemzug. In der dünnen Luft limitiert das meine Leistung, was aber nicht gänzlich unwillkommen ist. Wir wollen schliesslich prüfen, was die E-Bikes leisten. Im Eco-Modus kann ich Michelles Hinterrad jedoch nicht halten, obwohl sie nur im Eco-Plus fährt, der eigentlich Eco-Minus heissen müsste, denn es ist die erste von fünf Stufen, die Yamaha anbietet: Eco Plus, Eco, Standard, High und Extra Power. In Prozenten heisst das: mit 50 bis 300 Prozent der eigenen Leistung unterstützt das Elektroaggregat; im Giant noch mit einem zusätzlichen Sensor mehr und eigenem Softwarepaket, das sich über eine Smartphone-App steuern lässt. Eine Anzeige mit allen Fahrdaten wie am Wheeler fehlt am Giant deshalb. Informationen zum Unterstützungsgrad und dem Akkustand erfolgen mittels farbiger LEDs an der diskreten Lenkerarmatur, mit der sich der Motor steuern lässt.

STEINWÜSTE UND MOND­LANDSCHAFT
Michelle gewöhnt sich bald ans Giant. Geflasht vom raschen Gewinn an Höhenmetern und von der betörenden Aussicht kommen wir gut voran. Die Kiesstrasse hoch Richtung Gredigs Fürggli ist stellenweise sehr steil. Trotzdem legen wir nach Motta noch einen drauf und fahren den Trail auf der Skipiste hoch. Michelle ist in ihrem Element. Einige Stellen fotografieren wir mehrmals aus verschiedenen Perspektiven. So toll ist die Fernsicht an diesem Tag. Das sollte sich rächen, wie sich später herausstellen wird. Aber noch sind wir guter Dinge und optimistisch, dass die Tour mit einer Akkuladung zu schaffen ist. Wird es reichen?

Mehr dazu erfahren Sie im Magazin easybiken. Die Ausgabe 02/2019 lässt sich online bestellen.

Text und Fotos: Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 02/2019

Artikel teilen

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln.

Notwendige Cookies werden immer geladen