Frühjahrscheck für das Bike

Der Frühling kommt. Zeit, das Velo aus dem Keller oder der Garage zu holen. Mit nur wenigen Handgriffen lässt sich das Rad aus dem Winterschlaf aufwecken. Was man dabei beachten muss, erklärt Josh Schenk, Werkstattleiter vom Pressedienst-Fahrrad.

Zum Frühjahrsputz gehört eine geölte Kette. Eine gute Faustregel ist es, die Velokette alle ein bis zwei Monate oder alle 100 Kilometer zu ölen. Foto: © Arne Bischoff / www.pd-f.de
Zum Frühjahrsputz gehört eine geölte Kette. Eine gute Faustregel ist es, die Velokette alle ein bis zwei Monate oder alle 100 Kilometer zu ölen. Foto: © Arne Bischoff / www.pd-f.de
Josh Schenk, Werkstattleiter vom Pressedienst-Fahrrad. Foto: © Alexander Giebler / www.pd-f.de
Josh Schenk, Werkstattleiter vom Pressedienst-Fahrrad. Foto: © Alexander Giebler / www.pd-f.de

Hallo Josh, am Wochenende steht die erste Biketour an, aber irgendwie rollt das Rad nach der Winterpause noch nicht rund. Was ist zu tun?
Josh Schenk: Für den schnellen Frühjahrscheck sind fünf Arbeitsschritte wichtig: Erstens den Reifen kontrollieren. Zweitens das Licht checken. Drittens die Bremsen prüfen. Viertens den Antrieb bezeihungsweise die Kette pflegen. Und schliesslich im letzten Schritt die Schraubverbindungen prüfen.

Du hast als ersten Punkt die Reifen angesprochen. Was ist hier zu beachten?
Der Reifen verliert während der Einlagerung Luft. Deshalb ist es wichtig, den Reifendruck zu kontrollieren. Viele Radfahrende sind mit zu wenig Reifendruck unterwegs, was die Pannenanfälligkeit und den Rollwiderstand steigert. Welcher Reifendruck der richtige ist, steht in der Regel auf der Reifenflanke – eventuell muss man ein wenig suchen. Bei der Gelegenheit kann man den Reifen gleich auf Fremdkörper wie Steine und auch Risse kontrollieren. Für das richtige Aufpumpen sollte man eine grosse Standpumpe mit Manometer nehmen. Aber: Mit einmal Aufpumpen ist es im Jahr nicht getan. Der Luftdruck sollte circa einmal im Monat kontrolliert werden.

Als nächster Punkt steht die Beleuchtung an. Was ist zu tun, wenn das Licht nicht geht?
Es klingt zwar banal, aber oftmals ist das Licht einfach nur nicht eingeschaltet. Wenn es trotzdem nicht geht, liegt meist eine lockere Steckverbindung vor. Einfach dafür die Verbindung am Dynamo und den Scheinwerfern wieder festmachen. Wichtig ist aber auch, auf die richtige Einstellung des Scheinwerfers zu achten. Er darf nämlich den Gegenverkehr nicht blenden. Scheinwerfer haben deshalb die sogenannte Hell-Dunkel-Grenze. Wenn diese auf der Fahrbahn zu sehen ist, ist der Scheinwerfer passend eingestellt.

Du hast auch die Bremsen angesprochen. Was muss man hier beachten, um sicher durch den Strassenverkehr zu kommen?
Verschlissene oder schlecht eingestellte Bremsbeläge verlängern den Bremsweg deutlich. Quietschende oder schleifende Bremsen sind ein Zeichen, dass die Beläge verschlissen sind. Bei einer optischen Prüfung sieht man am besten, ob noch genügend Material vorhanden ist. Wenn nicht, ist es Zeit für einen Wechsel. Ein weiterer Indikator: Wenn sich bei hydraulischen Bremssystemen der Bremshebel bis zum Griff ziehen lässt, hat das System Luft gezogen und muss entlüftet werden. Das sollte allerdings in einer Fachwerkstatt erfolgen.

Als nächsten Schritt hast du die Pflege des Antriebs genannt. Warum ist das so wichtig? Es handelt sich ja nicht um ein sicherheitsrelevantes Teil ...
Eine schlecht gepflegte Kette verschleisst schneller und kann dadurch auch andere Teile wie die Kassette in Mitleidenschaft ziehen. Schlimmstenfalls kann die Kette reissen, was auch zu einem Sturz führen kann. Um eine Kette zu pflegen, nimmt man am besten einen Lappen und reinigt sie oberflächlich. Es gibt auch Werkzeuge dafür, doch die hat nicht jeder daheim. Auch die kleinen Schaltröllchen muss man reinigen, denn hier sammelt sich gerne Schmutz an. Anschliessend das Kettenöl sorgfältig auftragen und danach überschüssiges Öl mit einem Lappen abwischen.

Als letzter Arbeitsschritt sind die Schraubverbindungen zu überprüfen. Kann ich da einfach mit dem Schraubenzieher ran?
Nein, passendes Werkzeug ist wichtig. Es gibt beispielsweise spezielle Werkzeugkoffer für die Veloreparatur, auch ein gut ausgestattetes Multi-Tool kann ausreichen. Wichtig ist, die lockeren Schrauben wieder festzuziehen. Wobei auch nicht zu fest, denn nach fest kommt ab.

Das Rad soll natürlich auch noch strahlen. Wie geht man hier am besten vor?
Mit lauwarmem Wasser, einem Lappen und Bike-Reiniger kommt man beim Putzen schon weit. Bei grösseren Verschmutzungen bietet sich zudem ein Schwamm oder eine Bürste an. Ein Hochdruckreiniger ist aber das falsche Tool, denn er drückt das Fett aus den Lagern. Eine ‚Handwäsche‘ ist die beste Art, sein Rad nicht nur zu reinigen, sondern auch zu pflegen.

Also, Check ist erfolgt, Rad ist geputzt. Jetzt kann es losgehen, oder?
Fast. Vor der Tour kommt noch die Probefahrt. Dabei gilt es, das Rad auf Herz und Nieren zu testen, denn nichts ist schlimmer, als bei der ersten schönen Ausfahrt liegenzubleiben. Ein beherzter Test der Schaltung und Bremsen ist wichtig. Doch auch Geräusche oder ein merkwürdiges Fahrgefühl deuten auf weitere Probleme hin, die sich vielleicht mit wenigen Handgriffen einfach beheben lassen. Sollte es sich nicht lokalisieren lassen, lohnt immer ein Besuch oder Anruf in der Fachwerkstatt.

Interview und Fotos: Pressedienst-Fahrrad

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