Recycling – aktuelle Beispiele

Der bewusste Umgang mit Ressourcen ist auch in der Bikebranche ein wichtiges Thema. Recycling spielt eine immer grössere Rolle und es gibt stets neue Ideen. Das zeigen aktuelle Beispiele bei den Herstellern Schwalbe, Vaude, Brose und Fahrer Berlin. In Kurzinterviews werden die Hintergründe erläutert.

Neue Reifen aus recycelten Materialien: Schwalbe

Im Fachhandel abgegebene alte Fahrradreifen können mittlerweile wieder aufbereitet werden. Foto: © www.schwalbe.com / pd-f / Ralf Bohle GmbH
Im Fachhandel abgegebene alte Fahrradreifen können mittlerweile wieder aufbereitet werden. Foto: © www.schwalbe.com / pd-f / Ralf Bohle GmbH
Felix Jahn, Head of Corporate Social Responsibility bei Schwalbe.  Foto: © www.schwalbe.com / pd-f / Ralf Bohle GmbH
Felix Jahn, Head of Corporate Social Responsibility bei Schwalbe.
Foto: © www.schwalbe.com / pd-f / Ralf Bohle GmbH

Fahrradreifen und -schläuche waren lange Jahre Abfallprodukte, die in ihrer Herstellung allerdings viel Energie verbrauchten. Bis Hersteller Schwalbe Recycling-Verfahren entwickelte. Felix Jahn, Head of Corporate Social Responsibility, erklärt, worum es geht.

Welche Recycling-Möglichkeiten bietet Ihr Unternehmen an?
Felix Jahn: Schwalbe bietet seit 2015 ein Schlauchrecycling an, mit dem wir mittlerweile über 8,5 Millionen Schläuche recycelt haben. Jeder neue Schwalbe-Standardschlauch besteht aktuell bereits zu 20 Prozent aus recyceltem Material. Zudem haben wir gemeinsam mit Pyrum Innovations und der Technischen Hochschule Köln ein Verfahren entwickelt, um auch das Material von alten Fahrradreifen wieder nutzbar zu machen. Im vergangenen Jahr haben wir unser Reifenrecycling auf der Eurobike offiziell gestartet, in diesem Jahr stellen wir zur Messe den ersten Fahrradreifen vor, der auf das recycelte Material aus gebrauchten Reifen zurückgreift.

Wie funktioniert der Kreislauf beziehungsweise eher die Kreisläufe?
Beim Schlauchrecycling können wir den recycelten Butylkautschuk ohne Qualitätsverlust wieder in neuen Schläuchen einsetzen. Dafür wurde ein Devulkanisationsverfahren entwickelt, das in unserem Werk in Indonesien angewandt wird. Da die Herstellung von neuem Butylkautschuk sehr aufwändig ist, sparen wir mit dem Verfahren rund 80 Prozent Energie ein.
Beim Reifenrecycling wird der Reifen zuerst in seine Bestandteile zerlegt und anschliessend durch ein Pyrolyseverfahren in Sekundärrohstoffe umgewandelt. Den dabei entstehenden Recycling-Russ können wir für die Herstellung neuer Reifen nutzen. Dieses Verfahren produziert keinerlei Abfall und spart 80 Prozent CO2 gegenüber der bisher üblichen Verbrennung.

Wie kann man persönlich den Kreislauf unterstützen?
Ganz einfach: Alle Radfahrenden können ihre gebrauchten Schläuche oder Reifen – egal, ob von Schwalbe oder einem anderen Hersteller – im Fachhandel abgeben, statt sie im Restmüll zu entsorgen. Die Produkte werden dann von uns abgeholt und dem Kreislauf zugeführt.

Schwalbe

Recycling für bessere Mode: Vaude

Benedikt Tröster, Pressedienst bei Vaude. Foto: © www.vaude.com / pd-f
Benedikt Tröster, Pressedienst bei Vaude. Foto: © www.vaude.com / pd-f

Auch beim Textil- und Rucksackhersteller Vaude steht das Thema Recycling hoch im Kurs. Benedikt Tröster, Pressesprecher für den Bike-Bereich, erklärt, welche Recycling-Verfahren mittlerweile bei der herstellung neuer Mode zum Zuge kommen.

Welche Recycling-Möglichkeiten bietet Ihr Unternehmen an?
Benedikt Tröster: Die Kreislaufwirtschaft ist für uns ein wichtiger Schritt in eine klimafreundlichere und emissionsärmere Zukunft und somit eine wichtige Säule unserer Unternehmensstrategie. Wir arbeiten darauf hin, dass wir bis 2024 in 90 Prozent unserer Produkte einen Anteil von recycelten oder biobasierten Materialien von mehr als 50 Prozent haben. Dafür nutzen wir verschiedene Recyclingverfahren, um kreislauffähige Produkte zu erarbeiten. Wir nutzen beispielsweise Kunststoffverpackungen, PET-Flaschen, Fischernetze oder auch Altreifen, um daraus Kleidung oder Rucksäcke zu fertigen.

Wie funktioniert der Kreislauf?
Man muss zwischen mechanischen und chemischen Verfahren unterscheiden. Beim mechanischen Recycling wird das gebrauchte, sortenreine Material zerkleinert, gereinigt und die Kunststoffe neu eingeschmolzen. So können aus PET-Getränkeflaschen neue Granulate für Polyesterfasern werden, die wir für die Füllung von Jacken und Schlafsäcken oder neuen Kleidungsstücken verwenden. Beim chemischen Recycling wird bei verschiedenen Recyclingtechnologien das Material in seine Moleküle zerlegt. Hier können Materialien wie Fischernetze, Altreifen oder auch andere Kunststoffe wieder aufbereitet werden. Das neue Material ist hochwertiger als beim mechanischen Recycling. Das wirkt sich auf die Langlebigkeit und Qualität der Produkte aus.

Wie kann man persönlich den Kreislauf unterstützen?
Indem man gezielt darauf achtet, welche Produkte man kauft und wo diese herkommen. Unsere aus recycelten Materialien hergestellten Produkte helfen, das Abfallproblem zu lösen. Gerade in der Modebranche gibt es allerdings auch Anbieter, die einen anderen Weg gehen und mehr Abfall produzieren. Konsument:innen haben am Ende die Möglichkeit, durch ihr Kaufverhalten die Entwicklung mitzubestimmen.

Vaude

Recycling von E-Bike-Antrieben: Brose

Remanufacturing nennt Brose sein Programm, bei dem alte Antriebe neu aufgewertet werden. Foto: © pd-f / Kay Tkatzik
Remanufacturing nennt Brose sein Programm, bei dem alte Antriebe neu aufgewertet werden. Foto: © pd-f / Kay Tkatzik
Am Firmensitz in Berlin werden Antriebsteile eines Brose-Antriebs wieder aufbereitet. Foto: © www.brose-ebike.com / pd-f / DESA Photographie
Am Firmensitz in Berlin werden Antriebsteile eines Brose-Antriebs wieder aufbereitet. Foto: © www.brose-ebike.com / pd-f / DESA Photographie
Vincent Bahar ist verantwortlich für die Kreislaufwirtschaft beim Antriebshersteller Brose. Foto: © www.brose-ebike.com / pd-f
Vincent Bahar ist verantwortlich für die Kreislaufwirtschaft beim Antriebshersteller Brose. Foto: © www.brose-ebike.com / pd-f

Brose bietet als erster E-Bike-Antriebshersteller ein spezielles Recyclingprogramm für seine Antriebe an. Wie das Remanufacturing funktioniert, erklärt Vincent Bahar, Projektleiter für Remanufacturing bei Brose Mikromobilität.

Welche Recycling-Möglichkeiten bietet Ihr Unternehmen an?
Vincent Bahar: Als erster E-Bike-Antriebshersteller bieten wir ein Konzept an, das es uns ermöglicht, aus alten Antrieben einzelne Baugruppen bzw. Komponenten wieder nutzbar zu machen. Bei unserem Remanufacturing-Programm werden im Vergleich zur Verwendung von Neuteilen mindestens 21 Kilogramm CO2 eingespart – und das pro Antrieb. Damit setzen wir neue Massstäbe für eine umweltfreundliche Mobilität.

Wie funktioniert der Kreislauf?

Nicht jedes Teil im Antrieb kommt für eine Wiederaufbereitung in Frage. Wir nutzen die Möglichkeit bei Elektronikbauteilen, Signalgeberscheiben, Drehmomentsensoren und Steckerbuchsen. Nach dem Ausbau werden die Teile geprüft und gründlich gereinigt, mechanische Komponenten kommen dafür beispielsweise in eine eigene Waschanlage. Anschliessend findet nochmals eine intensive Prüfung statt. Sollten die Teile alle Tests bestanden haben, bauen wir mit den noch fehlenden Bauteilen einen Remanufacturing-Antrieb, der in puncto Haltbarkeit und Qualität einem komplett neuen Motor in nichts nachsteht. Dieses Verfahren ist für unsere Motoren der Mag- und Alu-Serie anwendbar.

Wie kann man persönlich den Kreislauf unterstützen?
Sollte das E-Bike einen Defekt haben oder nicht mehr gewünscht sein, sollte man es nicht in der Garage stehen lassen oder auf dem Wertstoffhof entsorgen, sondern im Fachhandel abgeben. Hier werden dann die entsprechenden Schritte eingeleitet.

Brose

Recycling als Firmenphilosophie: Fahrer Berlin

Passt in jede Tasche, ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit, schick und nachhaltig: die Geldbörse «Patte» von Fahrer Berlin, hergestellt aus recycelter Lkw-Plane oder Boots-Persenning und Schlauchstücken. Foto: © www.fahrer-berlin.de / pd-f
Passt in jede Tasche, ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit, schick und nachhaltig: die Geldbörse «Patte» von Fahrer Berlin, hergestellt aus recycelter Lkw-Plane oder Boots-Persenning und Schlauchstücken. Foto: © www.fahrer-berlin.de / pd-f
Hosenbänder aus alten Lkw-Planen gehören nach wie vor zum Sortiment. Foto: © www.fahrer-berlin.de / pd-f
Hosenbänder aus alten Lkw-Planen gehören nach wie vor zum Sortiment. Foto: © www.fahrer-berlin.de / pd-f
Philipp Elsner-Krause, Geschäftsführer bei Fahrer Berlin. Foto: © pd-f / Kay Tkatzik
Philipp Elsner-Krause, Geschäftsführer bei Fahrer Berlin. Foto: © pd-f / Kay Tkatzik

Fahrer Berlin fertigt Taschen, Träger und Mode-Accessoires für Radfahrende – und nutzt dabei Recycling-Materialien. Wie das funktioniert, erklärt Geschäftsführer Philipp Elsner-Krause.

Welche Recycling-Möglichkeiten bietet Ihr Unternehmen an?
Philipp Elsner-Krause: Die Philosophie von Fahrer Berlin basiert auf der Idee von Recycling-Produkten. Unsere ersten Produkte waren Hosenbänder aus alten Lkw-Planen. Diese Idee verfolgen wir bis heute, wo es möglich ist. Zusätzlich setzen wir auf weitere Recycling-Materialien. Bei der Herstellung unserer Green-Line-Produkte verwenden wir Neumaterialien auf recycelter Grundlage. Seit 2017 befassen wir uns dafür verstärkt mit der Verarbeitung von recyceltem Kunststoff.

Wie funktioniert der Kreislauf?
Das Material kommt aus alten PET-Flaschen, die zu Pellets verarbeitet werden, aus denen wiederum Fasern gezogen werden. Diese Fasern werden zu einem Garn gesponnen, aus dem letztendlich der Stoff gewebt wird. Der Stoff wird anschliessend gefärbt und PU-beschichtet. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es entsteht weniger Müll und Ressourcen werden geschont. Ausserdem sind die gewonnenen Fasern äusserst robust, wasserabweisend und bringen eine hohe UV-Beständigkeit mit – gute Voraussetzungen für langlebiges Fahrradzubehör.

Wie kann man persönlich das Recycling unterstützen?
Wir bieten für Firmen, Vereinen oder auch Privatpersonen Wunschprodukte aus nachhaltigen Materialien an. Zum Beispiel können aus alten Werbebannern personalisierte Taschen werden. Diese kreativen Unikate sind wiederum als Werbeträger oder Werbegeschenke zu nutzen, vermeiden Abfall und schonen Ressourcen. Wie das in der Praxis funktionieren kann, haben wir gerade mit dem Taschenhersteller Ortlieb erarbeitet: Produktionsabfälle von Ortlieb werden in unseren Werkstätten zu Hosenbändern verarbeitet, die Ortlieb als Accessoires verkauft.

Fahrer Berlin

Interviews: Thomas Geisler | pressedienst-fahrrad.de

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