Aus dem einstigen Underdog aus Japan wurde in den letzten 35 Jahren der bedeutendste Fahrradkomponenten-Hersteller der Welt und ein Inbegriff für gute Funktionalität und Langlebigkeit.
Was haben die damaligen Platzhirsche von Camagnolo gelacht, als Shimano 1984 mit der ersten indexierten Kettenschaltung für Rennräder auf den Markt kam. Zuvor hatten sich bereits Suntour und Simplex damit versucht, jedoch ohne ihre Systeme zur Marktreife zu bringen. Shimano jedoch schaffte es und wirkte fortan als Innovationstreiber im Fahrradkomponentenmarkt. Als nächstes wurde die Freilaufkassette entwickelt. Die Hinterradlagerung wurde damit ans äussere Ende der Nabe verlegt – und nicht wie bei den bisherigen Kassettennaben unter den ersten Gang – was regelmässig zu verbogenen Achsen führte. Dank der Kassette liessen sich die Übersetzungen nun frei kombinieren. War ein Ritzel abgenutzt, musste nicht das gesamte Paket ersetzt werden. Dann kam Shimano Hyperglide, das auch ein zuverlässiges und sanftes Schalten unter Pedaldruck erlaubte. Die Anzahl Ritzel am Hinterrad begann zu wachsen. 1989 «wanderte» der Schalthebel am Rennrad zum Bremshebel. Die Geburtsstunde der integralen Brems-Schalthebel, die heute an jedem Rennrad verbaut sind. Desgleichen am Mountainbike. Egal, ob Schaltung, Pedalsystem oder Bremsen: Shimano war ein Meister des Beobachtens und Zuhörens und brachte sinnvolle Innovationen im Jahresrhythmus. Das Gleiche mit der elektronischen Schaltung. Der französische Felgen- und Komponentenhersteller Mavic hatte bereits 1993 erste Prototypen am Start. Doch zur Serienreife und zum Markterfolg verhalf ihr 2009 Shimano.
Dabei hatte alles so bescheiden begonnen. 1921 eröffnete Shozaburo Shimano eine auf Metallverarbeitung spezialisierte Werkstatt und begann mit der Produktion von simplen Freilaufritzeln für Eingang-Fahrräder, die sich heute neudeutsch «Singlespeeder» nennen. Es folgten Dreigang-Naben usw. Was viele nicht wissen: Shimanos zweites Standbein sind hochwertige Fischerruten aus Karbon mit robusten Stationärrollen, deren Innenleben an ein Schweizer Uhrwerk erinnern. Mehr als 11‘000 Menschen an insgesamt 50 Produktions-, Forschungs- und Verkaufs-Niederlassungen in aller Welt arbeiten heute für das japanische Unternehmen.
Zum 100-Jahr-Jubiläum hat Shimano, der Konzern gehört noch immer der Gründerfamilie, eine neue Webseite sowie das Fotobuch «Shimano 100 Works», in limitierter Auflage, lanciert.
shimano.com
fuchs-movesa.ch
Fotos: Hersteller, Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 2/2021