Dr. med. Christian Schlegel ist als Sportarzt am Medizinischen Zentrum in Bad Ragaz tätig und zählt das E-Bike zu einer der besten Errungenschaften in jüngerer Zeit.
Sie plädieren für das E-Bike als ideales Fortbewegungsmittel, warum?
Es bietet den Vorteil, dass man sich – unabhängig von der
Leistungsfähigkeit – in jeder Steilheit des Terrains gut fortbewegen kann. Das
führt zu einer höheren Motivation, sich zu bewegen und somit etwas für die
Gesundheit zu tun. Wenn ich einem Patienten vorschreibe, bis zu welcher
Herzfrequenz er belasten darf, kann er das dank der Unterstützungsstufen
einfacher einhalten. So kann er wunderschöne, erlebnisreiche Touren
unternehmen, ohne sich zu überanstrengen, mit den entsprechenden Vorgaben und
der richtigen Belastungsintensität.
Kommt es auf die Unterstützungsstufe an?
Nein, der Patient schaut nur darauf, dass er die ärztlich
vorgegebene Herzfrequenz nicht überschreitet, und die Stufen helfen, dies zu
regulieren. Auch mit der tiefen Unterstützungsstufe kann man sich wenig
belasten und es etwas gemütlicher nehmen; genauso kann man bei der höchsten
Stufe Vollgas geben und ist völlig kaputt. Man kann sich da unterschiedlich
ausgeben – jedoch stets mit der Herzfrequenz im Fokus.
Inwiefern hilft E-Biken als Prävention?
Die Mühelosigkeit, mit
der man beschleunigt oder Steigungen bewältigt, macht gerade Bewegungsmuffeln
Spass und lässt viele vergessen, dass sie trotz Elektromotor eine körperliche
Leistung erbringen. E-Biken ist eine wertvolle Errungenschaft und eröffnet
neue Möglichkeiten für Menschen, die keine angefressenen Sportler sind. Bei uns
in der Region beispielsweise ist der Erlebniswert enorm, da muss man nicht
weiss nicht wohin in die Ferne fahren.
Raten Sie jemandem vom E-Biken ab?
Bis anhin habe ich die positiven Seiten des E-Biken
erwähnt – ganz zentral ist aber auch die erhebliche Unfallgefahr, die das
E-Bikefahren birgt: Man ist relativ schnell unterwegs und kann innert Kürze das
Tempo mächtig hochschrauben. Das führt dazu, dass der Anreiz für weniger
sportliche Menschen höher ist, auf das E-Bike zu steigen, und den Anforderungen
eventuell gar nicht gewachsen sind. Mit dem E-Bike geraten sie dann in ein
steiles Gelände, welches zu befahren schwierig und gefährlich wird. Ich
plädiere daher sehr dafür, dass Leute, die nicht routinierte Velofahrer und
Mountainbiker sind, einen Fahrkurs absolvieren – im eigenen Interesse. Fahrkurs
bedeutet ja nicht einfach geradeaus fahren, sondern ist ein Fahrtraining, an
dem beispielsweise gelehrt wird, wie Vollbremsen auf Kiesstrassen durchgeführt
werden, mit hoher Geschwindigkeit in die Kurven hineingefahren wird und wo
darauf hingewiesen wird, wann es besser ist, abzusteigen.
Das ganze
Interview mit dem Sportarzt, der auch professionelle Athleten bei ihrem
Saisonaufbau betreut, ist im Magazin easybiken zu lesen.
Die Ausgabe 01/20 kann
hier bestellt werden.
Text: Maja
Fueter
aus: easybiken, Heft Nr. 1/2020