Raymon hat mit dem Tarok Ultra ein sehr kompetitives E-Mountainbike mit potentem Fahrwerk und dank des neuen ZF CentriX-Mittelmotors auch einen Hauch Exklusivität auf die Räder gestellt.
Bike-Buddy Dino rümpft die Nase. «E-Bike? Wirklich?» Der Nachmittag wird dann aber doch sehr vergnüglich, auch wenn sich Dino sonst gegen E-Bikes sträubt. Damit verliere man die Muskeln und werde bequem, so seine Meinung. Auf dem potenten Raymon Tarok Ultra vergisst er seine Abneigung jedoch bald und kurbelt gut gelaunt den Waldpfad hoch, den ich als Foto-Spot ausgewählt habe. Er ist steil, sehr steil sogar. 24 Prozent steil, um genau zu sein und rutschig noch dazu mit tiefen Furchen in der Nagelflueh. Die Sonne ziert sich, bricht nur hin und wieder durch die zähe Hochnebeldecke. Mit gut vernehmbarem Surren zieht das Tarok durch.
Die Kraft des brandneuen ZF-Antriebs selbst bei geringer Tretfrequenz ist auf den oberen Stufen «Sport» und «Boost» beeindruckend. Vor allem wenn man weiss, dass der ZF-Kraftzwerg nur 2,53 Kilos wiegt und vom Durchmesser her kaum grösser als eine Getränkedose ist. Bei 100 Watt Pedalinput vervierfacht der CentriX in etwa die Antriebsleistung. Das ist etwas mehr als beim Bosch CX, aber rund 100 Watt weniger als beim Shimano EP801. Die Maximalleistung liegt bei 550 Watt und damit plus-minus gleichauf wie die beiden populäreren Kontrahenten. Nur der Dji-Winzling schafft nochmals rund 300 Watt mehr. Bezüglich Drehmoment ist ZF und Dji jedoch näher beisammen mit 85 beziehungsweise 95 Newtonmeter. Sehr angenehm ist, dass der CentriX auch bei hoher Trittfrequenz mit seiner Unterstützung noch sehr präsent ist.
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Die SRAM-Transmission-AXS-12-Fach-Schaltung verrichtet ihren Dienst klaglos. In der Serienausstattung des Tarok Ultra – wir testen noch das Vorserienmodell – soll der Kettenwechsler den Strom vom Bordnetz beziehen. Das Bedienkonzept ist intuitiv und selbsterklärend und kommt auch ohne Armatur am Lenkerende aus. Der Akku mit 750 Wh Kapazität sitzt unter der gummierten Abdeckung am Unterrohr und kann zum Laden auch abgenommen werden. Trotz der üppigen Ausstattung wiegt das Tarok mit Pedalen nur wenig mehr als 23 Kilo.
Kommentar
Das Raymon Tarok Ultra ist eine gelungene Bereicherung des E-MTB-Marktes und versprüht mit dem neuen ZF CentriX-Mittelmotor den Hauch von Exklusivität. Der kleine und leichte Antrieb des Automobilzulieferers ZF aus Friedrichshafen überrascht mit kräftigem Antritt und ebensolchem Fahrgeräusch. Gefallen haben ausserdem die Ausgewogenheit des Fahrwerks, die hochwertige Ausstattung und das geringe Gewicht des Tarok Ultra. Zu verbessern wäre allenfalls die Reichweite, denn der kräftige Auftritt des CentriX «saugt» ebenso kräftig am Stromspender. Allerdings gibt’s optional noch einen 500-Wh-Akku, der als Reserve mitgenommen werden könnte. Praktisch ist die USB-«Steckdose» über der Motorsteuerung auf dem Oberrohr. Mit einem magnetischen Kabel kann so das Handy oder Navi während der Fahrt geladen werden.
Preis: Fr. 10’450.–
Den kompletten Testbericht gibt es in der Ausgabe 1/25 im Magazin easybiken zu lesen.
Text: Martin Platter, Fotos: Dino Rey, Martin Platter
aus: easybiken, Heft Nr. 1/2025